„So haben haben wir uns das nicht vorgestellt! Von der Tierschutzorganisation wurde uns der Hund als nur zum Teil depriviert vermittelt. Es hieß, die schlimmsten Folgen einer Deprivation wurden von den Mitarbeitenden vor Ort schon abgemildert. Wir waren uns bewusst, dass es schwierig werden könnte. Aber dass wir einen Hund bekommen, mit dem wir nicht mal spazieren gehen können. Darauf waren wir nicht gefasst.“
Mit dem Hund an existenziellen Grenzen
Es passiert immer wieder, dass sich Menschen für Hunde aus dem Tierschutz entscheiden und nach wenigen Wochen an persönliche und teilweise auch an materiell-existenzielle Grenzen stoßen. Der Urlaub, den man zur Eingewöhnung des neuen Familienmitglieds genommen hatte, ist vorbei; das Budget für Hundetraining oder -betreuung fast ausgeschöpft. Der Druck nimmt zu, bald eine Lösung zu finden, wie man den Hund in den persönlichen Alltag integrieren kann.
Wie kann man einen Hund mit Deprivationssyndrom in den Alltag integrieren?
Wie soll das gehen, wenn der Hund nicht mit ins Büro kann? Wenn er nicht mal den Weg dorthin schafft? Muss ich mir eine neue Arbeit suchen? Kann ich überhaupt noch arbeiten oder muss ich mich jetzt um den Hund kümmern?
Das hättest du dir vorher überlegen sollen, …
Auf alle diese Fragen gab es bereits eine Antwort bevor der Hund kam. Jede, die ich kenne und die sich für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden hat, hat sich viele Gedanken gemacht, inwiefern sich ein solcher Hund in ihre private und berufliche Situation integrieren ließe.
Einem besonderen Hund eine Chance geben
Wer sich für einen Tierschutzhund entscheidet, der will einem besonderen Hund eine Chance geben; der gibt sich alle Mühe, dass es klappt. Schließlich wiegt die Verantwortung für dieses Tier schwer. So schwer, dass man an ihr zu zerbrechen droht.
Ich liebe diesen Hund und will sein Leben nicht zerstören, indem ich ihn weggebe
Nicht selten machen sich Hundehalterinnen schwere Vorwürfe, wenn sie nach ein paar Tagen noch keinen Durchbruch erzielen, wenn sich abzeichnet, dass der Hund größere Probleme hat und man selbst noch nicht weiß, wie es zusammen gehen könnte.
Wenn nur „tolle“ und „liebe“ Hunde vermittelt werden
Glaubt man den Beschreibungen der Hunde in Internetportalen, dann handelt es sich bei Tierschutzhunden um „tolle“ und „liebe“ Hunde. Leider geht oft nicht eindeutig hervor, welche Probleme sie wirklich mitbringen. Aus der Sicht der Tierschützer mag ihre Beschreibung durchaus zutreffend sein. Sie wollen damit Menschen für ihre Sache und am Ende für die Adoption eines Hundes gewinnen. Von einem Deprivationssyndrom hören die neuen Hundebesitzer nachdem der Hund schon bei ihnen gelandet ist zum ersten Mal.
Was bedeutet Deprivation beim Hund?
Unter dem Deprivationssyndrom versteht man alle negativen Folgen, die Hunde davontragen können, wenn sie in reizarmer Umgebung, z. B. in Tierheimen, aufwachsen. Sie bilden als Welpe in wichtigen Entwicklungsphasen keine stabilen Nervenverbindungen; lernen also nicht nachhaltig, auf bestimmte Reize zu reagieren und sie entsprechend einzuordnen. „Durch zu wenige Kontakte mit Menschen, verschiedenen Artgenossen, Tierarten und der Umwelt in dieser Phase können nervöse, unsichere Hunde entstehen. Diese zeigen unangemessene Reaktionen, wenn eine Situation unbekannt ist.“ (Feddersen-Petersen & Piturru, 2019, Hundeführerschein und Sachkundeprüfung für Hundehalter, Kynos Verlag, S. 25)
Die Folgen von Deprivation lassen sich nicht kurzfristig behandeln.
Deprivationsschäden sind, je nach Grad der Schädigung, kaum oder gar nicht wieder gut zu machen. Manche Hunde können zudem auch noch andere Probleme entwickeln, wie z. B. Bindungsstörungen, Angststörungen. Je früher die Hunde in eine förderliche Umgebung kommen, um so besser sind ihre Aussichten. (vgl. ebd.)
Liebe heilt (fast) alle Wunden.
An der Liebe für das Tier scheitert die Therapie der betroffenen Hunde nicht. Leider stellt dafür unser Alltag – ohne dass es uns in der Regel bewusst ist – nicht unbedingt eine förderliche Umgebung für diese Hunde dar. Die Ansprüche an die Hunde und was sie leisten sollen, sind entsprechend viel zu hoch.
Wie meistert man diesen Zwiespalt – trotzdem?
Du wirst ganz sicher an der Aufgabe zerbrechen, wenn du versuchst, aus diesem Hund einen „normalen“ Hund zu machen, der im Alltag ab sofort einfach mitläuft und seinen Job als Familienhund souverän macht. Der beste Hundetrainer würde das nicht schaffen. Bestenfalls entwickelt ihr über die Jahre ein gutes Management, das sowohl dir als auch dem Hund gerecht wird.
Fortschritte sehen und Rückschläge akzeptieren
Mit solch einem besonderen Hund kann man durchaus Fortschritte erzielen. Sie sind klein, manchmal winzig und dennoch da. Wenn du deinen Fokus darauf lenkst, wirst du sie sehen. Aber du musst jederzeit darauf gefasst sein, dass es wieder Rückschläge gibt. Also teil dir deine Kräfte ein.
Eine Chance für den Hund – eine Chance für dich
Gerade in der Anfangszeit, wenn man noch keinen Blick für Fortschritte entwickelt hat, wenn man versucht zu viel, zu schnell zu erreichen und den Eindruck hat, zu scheitern, stellen wir die Entscheidung für den Hund häufig in Frage. Das Grübeln über Grundsatzfragen zieht zusätzlich viel Energie. Daher empfehle ich, eine Entscheidung zu treffen und sie ggf. erst in ein paar Wochen wieder zu prüfen. Manchmal ist es so, dass wir einem Hund aus dem Tierschutz eine Chance geben und später erst merken, dass wir damit auch uns selbst und unseren Fähigkeiten eine Chance geben müssen.
Eine Entscheidung treffen für dich und den Hund
Ein deprivierter Tierschutzhund ist wirklich eine große Herausforderung. Wenn sich herausstellt, dass das Zusammenleben auf Dauer nicht funktioniert, die Belastung für alle – auch für den Hund – zu viel ist, dann darf man den Hund, den man bereits ins Herz geschlossen hat, an die Tierschutzorganisation zurückgeben. Eine begründete Abgabe ist in diesem Sinn sehr wohl auch ein Beitrag zum Tierschutz und dein Menschenrecht.
Der Ärger auf die Tierschutzorganisation
In der Verzweiflung wächst der Ärger auf diejenigen, die einem den Hund vermittelt haben. Manches Mal wurde ich schon gefragt, ob ich in meinem Blog nicht vor dem Auslandstierschutz warnen könnte. Das tue ich nicht. Denn ich weiß, dass da viele engagierte Menschen unterwegs sind, die ihr Bestes geben. Außerdem: Wenn wir mal ehrlich sind, hätte uns nichts und niemand diesen Hund ausreden können.
Was Tierschutzorganisationen tun können
Gleichwohl bedeutet nachhaltiger Tierschutz, für die Hunde und ihre neuen Halter über die Vermittlung hinaus da zu sein. Manchmal braucht es einfach nur einen kompetenten Ansprechpartner, der die Krise(n) ernst nimmt. Von Tierschutzorganisationen erwarte ich, dass sie den Rat, den sie den neuen Haltern gerne geben – nämlich dass sie den Hunden mit viel Liebe und Geduld begegnen sollen – auch in Bezug auf die Menschen leben, die sich für diese besonderen Hunde entscheiden. Wenn ich zu hören bekomme, wie über neue Hundehalter in Sozialen Medien geurteilt wird, wie sie von Mitarbeitenden abgekanzelt werden, wenn sie sich Rat und Unterstützung holen wollen, dann habe ich dafür wenig Verständnis.
Besondere Hunde brauchen besondere Menschen.
Ich unterstütze Menschen, die sich der Herausforderung mit ihrem Hund aktuell nicht gewachsen fühlen, Kraft zu schöpfen, Klarheit zu gewinnen und gesund aus der Situation heraus zu kommen. Außerdem zeige ich Hundetrainern und Mitarbeitenden von Tierschutzorganisationen, wie sie Krisengespräche führen und empathisch auf die Sorgen und Nöte von „Adoptiv-Hunde-Eltern“ eingehen können. Bei Interesse schreib mir gerne eine E-Mail an info@hundecoaching.pro oder nutze das Kontaktformular.
Ich freue mich über deinen Kommentar!
Ich freue mich über Kommentare von Menschen, die einen Tierschutzhund adoptiert haben. Welche Erfahrungen hast du gemacht? Wie hast du die Situation gemeistert? Was würdest du anderen mit auf den Weg geben, die gerade einen Tierschutzhund adoptiert haben?
Ich habe selbst einen Hund aus dem Tierschutz. Die Mutter war ein Straßenhund, der von einer netten Dame auf ihrer Finca aufgenommen wurde, um dort die Welpen auf die Welt zu bringen. Dementsprechend hat mein Hund die ersten 16 Wochen nur diese Finca, seine Geschwister, die Mutter und die eine Dame kennengelernt. Glücklicherweise hat mein Hund somit aber auch keine negativen Erfahrungen mit Menschen gemacht und liebt einfach jeden. Die äußere Umwelt war und ist jedoch manchmal schwierig. Es hat lange gedauert, bis sie sich nicht nur im Garten gelöst hat, sondern eben auch auf den Spaziergängen. Sind wir im Urlaub, muss sie sich erst auf die neue Situation einstellen und benötigt dort auch dementsprechend viel Zeit, sich das erste Mal dort zu lösen. Danach ist das dann aber auch nicht mehr ganz so schwer für sie. Was aber wahrscheinlich immer schwierig für sie sein wird, sind fliegende Gegenstände, viel Wind und plötzliche Veränderungen in ihrem direkten Umfeld, wenn sie nicht dabei ist. Damit können wir aber gut leben. Wir versuchen ihr viel Sicherheit zu geben, wenn sie es braucht und stellen eben nichts mehr um, wenn sie nicht dabei ist und zugucken kann.
Sie ist mein seelenhund und ich bin froh, sie bei mir zu haben.
Vielen Dank für deinen Bericht! Herzlichst, Anna
Shiva ist aus Bulgarien. Sie kam mit etwa 14-15 Wochen zu mir. Was sie erlebt hat, kann ich nicht sagen, aber sie war Haut und Knochen und übersäht mit blauen Flecken, Bissverletzungen und stand vor Dreck. Dabei war sie angeblich dort auf einer Pflegestelle.
Anfangs hat sie alles und jeden attackiert. Vor allem wenn es ums Fressen ging. Mit der Zeit wurde es besser. Natürlich gibt es auch 7 Jahre später noch Rückschläge und Situationen, die uns beide vollkommen überfordern. Aber inzwischen können wir vieles vermeiden oder meistern es gemeinsam.
Heute noch hat sie schreckliche Angst vor Männern (vor allem mit Gegenständen in der Hand), vor rennenden Kindern und anstürmenden Hunden. Das löst alles dieselbe Reaktion aus: eingeklemmter Schwanz, Ohren angelegt, tiefes Ducken und Knurren und Zähne zeigen. Sie schiebt absolute Panik.
Ich hoffe, sie kann es eines Tages überwinden, aber auch wenn nicht, aufgeben werde ich niemals!
Flauschige Grüße
Sandra und Shiva
Hey Sandra,
herzlichen Dank für deine Geschichte mit Shiva. Es freut mich, dass du mit ihr schon so weit gekommen bist und wünsche euch weiterhin alles Liebe.
Anna
Bevor ich meine erste Hündin aus dem Auslandstierschutz bekam, nahm ich Kontakt auf zu einer Trainerin, die spezialisiert ist auf Angsthunde aus dem Ausland. Sie gab mir einige Tipps, worauf ihc achten soll. Ich hatte vorher schon Tierheimhunde in D und fühlte mich erfahren und sicher. Ein winziger Unsicherheitsfaktor war natürlich, dass ich diesen Hund quasi aus dem Katalog bestellte und ihn nicht vor Ankunft kennenlernen konnte. Und dass der vermittelnde Verein in Deutschland sitzt, ich aber in Finnland. Das heisst, Rückgabe war ausgeschlossen. -Nun, TASHI kam und war genau der Seelenhund, den ich mir immer vorgestellt hatte. Sie war am Anfang superpflegeleicht. Ok, bis sie sich auch unterwegs lösen konnte, nicht nur im Garten,dauerte Wochen. Das grösste Problem war, dass ihr beim Autofahren schlecht wurde. Sie blieb von Anfang an 7 Stunden alleine- genau das hatte ich mir vorgestellt, sie war 9 Monate im TH gewesen und da ja auch allein. So konnte ich also neben meiner kleinen Praxis hier ab und zu Vertretungen machen, um Geld zu verdienen. – Ihre Ängste zeigten sich im Laufe der Zeit immer deutlicher. Aber wie gesagt, wirkliche Probleme gab es nicht. Bis sie mir dann deutlich zu verstehen gab, dass sie sich nach gesellschaft sehnt und einen Hundebruder zum Betüddeln wünscht. Ich, die geschworen hatte, nie mehr als einen Hund zu halten, gab ihrem ständigen Insistieren nach und dachte insgeheim: „Wenn sie zu zweit sind, kann ich viel öfter arbeiten gehn, mal 3 Wochen am Stück oder so; sie sind ja nie alleine. -So zog dann 13 Monate nach Tashis Ankunft MIRO ein. Tja… ich hatte selbstverständlich erwartet, einen ebenso pflegeleichten Hund wie Tashi zu bekommen. Nicht einen Hund, der 24/7 keine 10 Sekunden von meiner Seite wich. Er ging mit aufs Klo, mit zur Dusche. Er war nie zuvor in eine rmenschlichen Wohnung gewesen, hatte aber, aus den kretischen bergen kommend, keine Probleme mit den eigenartigen Landschaftsformationen: Wie eine Ziege kletterte er in jedes Regal. In den ersten Wochen mit ihm nahm ich etliche Kilo ab, da ich nur selten mal essen konnte. Nur vor dem Kühlschrank stehend, mir aus dem obersten fach blitzschnell was in den Mund steckend, bevor es es wegschnappen konnte. Er wr so verhungert, dass er auch Vogelfedern, apfelsinenschalen mit Kies dran etc vom Strand frass. Da ich früher mal mit Alkoholikern gearbeitet hatte, kenne ich das Mantra der anonymen Alkoholiker: „Nur heute will ich es schaffen.“ Es gab Tage mit Miro, wo ich nur von Stunde zu Stunde dachte: „Nur eine Stunde will ich durchhalten. Was mir letztendlich die Kraft gab, das durchzustehen, waren die Nächte. Da schlief er wie ein Babyeng an mich gepresst, halb auf meinem Bauch, den Kopf zwischen meine Achselhöhle und Hals geschmiegt und arrangierte meinen Arm um sich. So schliefen wir beide fast unbewegt die ganze Nacht, und in diesen Nächten erzählte er mir seine Geschichte……Es dauerte etwa 4 Wochen, bis ich die Sicherheit hatte, wir schaffen das. OHne den eisernen Willen und die Durchhaltekraft, die ich mir in vielen Jahren heilpädagogischer Tätigkeit erarbeitet habe, hätte ich das nicht durchgehalten! – Das ist jetzt mehr als 3 Jahre her. Ein einfacher Hund ist er immer noch nicht! Aber mein Herzenshund, dem ich so viel verdanke. Niemand hat mich so mit mir selbst konfrontiert, über mich selbst gelehrt. Ohne ihn hätte ich nie gewagt, mein Online Beratungsbusiness zu gründen. Denn, unnötig zu erwähnen, selbstverständlich habe ich keine einzige Vertretung mehr übernommen nach seiner Ankunft. – Auch von Tashi habe ich unendlich viel gelernt: Das Sein im Hier und Jetzt; kommunikation mit Hunden und mit der Natur. Aber erst mit Miro habe ich auch mein äusseres Leben komplett verändert.
Liebe Jutta,
Danke dir <3 Eure Geschichte hat mich sehr beeindruckt. Ich finde die Bezüge zu der Arbeit als Heilpädagogin spannend. Es ist schon krass, wie man mit den Hunden wachsen kann.
Alles Liebe Anna
Ich habe fünf Hunde aus dem rumänischen Tierschutz und jeder dieser Hunde hat seine eigene Geschichte.
Becca zog bei mir ei als sie elf Monate war. Sie war eine schüchterne sehr ängstliche Hündin. Becca war mein erster Hund überhaupt ich war Quasi Hundeanfänger. Ich habe angefangen Bücher zu wälzen und davon vieles anzuwenden.
Heute mittlerweile acht Jahre ist sie eine lustige selbstbewusste Hündin.
Nach dem Becca ein halbes Jahr bei uns lebte war klar es kommt ein zweiter Hund die wir auf den Namen Feliz getauft haben.
Feliz läuft nur auf drei Beinen da sie in Rumänien von einem Auto angefahren wurde. Tierschützer fanden sie nahmen sie mit und sie wurde
medizinisch versorgt. Im Shelter ist sie dann irgend wie aus dem Zwinger entwischt und wurde von den freilaufenden Hunden stark zusammen gebissen. Als sie zu uns kam war sie so dünn und Ihr ganzer Schwanz hatte kein Fell.
Was mich an Feliz sehr bezaubert hat war Ihre Offenheit und Freundlichkeit Menschen gegenüber. Sie ist bis heute der unkomplizierteste Hund den ich je kennenlernen durfte.
Dann war es so weit Anna, sie war in der Schweiz vermittelt und die Adoptanten waren mit Ihr völligst überfordert und somit kam sie nach einer Woche Adoption zu mir als Pflegehund.
Sie war wirklich sehr sehr verängstigt und diese Angst hielt auch sehr lange an. Anna ist mit 6 Wochen mit Ihren Geschwistern gefunden worden und hat bis zu Ihrem 2 .Lebensjahr im Zwinger verbracht was bedeutet das sie nichts erlernen konnte.
Was unser großer Vorteil war sie suchte sich Becca als Mentor aus und lernte dadurch schnell Alltagsdinge wie Treppe laufen, durch Türen gehen , Auto fahren und was noch so alles im Alltag anfällt. Ohne Becca hätte wir sicher nicht so rasch Ziele erreicht.
Auch Anna ist mittlerweile acht. Menschen gegenüber ist sie immer noch sehr vorsichtig aber in der Umwelt ist sie richtig Taff geworden.
Dann zog unser Sorgenkind Rosko ein. Ich muss gestehen das mich dieser Hund stark an meine Grenzen gebracht hat.
Auch Rosko durfte in seinem Leben nichts kennenlernen bis zum achten Lebensjahr als er bei uns einzog auch als Pflegehund wo aber schnell klar wurde wer wird so einen Hund nehmen?
Rosko ist ein ängstlicher Hund der auf Angriff geht und auch beissen würde. Menschen findet er bis heute gruselig aber Dank positiven Trainings haben wir zusammen eine gute Strategie gefunden das er sich von den Auslösern abwenden kann.
Er vertraut mir sehr was etwas sehr berührendes in mir auslöst. Wir arbeiten jeden Tag an seinen Alltagsängsten und es gibt viele Fortschritte aber manchmal auch Situationen die uns leider auch mal zurückwerfen. Wenn mich jemand fragen würde ob ich wieder so einen Hund nehmen würde “ Ja würde ich“ ich bin so an Mir und meiner Umwelt durch Ihn gewachsen.
Lino ist mein Seelenhund , als ich Ihn das erste mal in Rumänien in meinen Armen gehalten habe war es um mich geschehen. Auch Lino wurde in die Schweiz vermittelt und auch da kamen die Adoptanten nicht mit Ihm zurecht. Als er als Pflegehund bei uns einzog wusste ich das Lino bleibt. Lino ist mit seiner Familie sehr sehr lieb verschmusst anhänglich. Fremde sind ihn sehr suspekt und er fühlt sich leicht bedroht.
Auch ist Lino nicht ins Auto eingestiegen. Ich habe Ihn vier Wochen lang morgens und abends im Auto gefüttert jetzt ist er der erste der im Auto sitzt:-)))
Meine Hunde haben mir beigebracht “ Geduld ,Geduld und nochmal Geduld. Und Endschleunigung was in der heutigen Gesellschaft etwas großartiges ist. Meinen Hunden habe ich es zu verdanken das ich heute hauptberuflich einen Gassiservice führe.
Und ich lebe für und mit meinen Hunden .
Was möchte ich Menschen auf den Weg geben die sich für einen Hund aus dem Tierschutz entscheiden. Schaut in den Tierheimen vor Ort
dort habt Ihr die Möglichkeit den Hund Live und in Farbe kennen zu lernen. Und Ihr habt bei Komplikationen immer einen Ansprechpartner in euer Nähe.
Sollte es ein Hund aus dem Ausland sein recherchiert über den Verein ob dieser auch seriös ist. Ob es Ansprechpartner gibt die euch auch nach Einzug des Hundes weiterhelfen. Und lasst dem Hund Zeit zum ankommen die er benötigt. Steckt eure Erwartungen an Ihn nicht so hoch. Wenn Ihr eine Hundeschule benötigt schaut das diese positiv arbeitet und nicht mit Strafe oder Druck das finde ich ist ein ganz wichtiger Punkt.
Danke an alle Leser die bis zum Schluss durchgehalten haben.
Herzlichst Dorit
Liebe Dorit,
wie schön, von dir zu lesen. An dich habe ich auch beim Schreiben gedacht und mich gefragt, wie es dir wohl geht. Du hast viel Erfahrung mit eben diesen besonderen Hunden und ich erinnere mich ganz besonders an Anna – deine Hündin, die so heißt wie ich 🙂 Danke für deinen Kommentar!
Herzlichst, Anna
Meine Hündin Sina ist seit gut 8 Jahren bei mir. Ich habe sie aus Süditalien mitgebracht, wo ich einige Jahre gelebt habe. Anfangs war unser Alltag recht entspannt, Sina hatte zwar ihre Ängste, meisterte aber den Alltag in Italien gut. Nicht so in der Schweiz. Hier war alles anders, mehr Autos, mehr Leute, fremde Gerüche, anderes Klima und es herrscht eine gestresstere Atmosphäre. Das alles war für sie zu viel. Mit den Jahren wurde es schlimmer, sie war konstant überfordert und fühlte sich von uns nicht verstanden und unterstützt, bis sie irgendwann ganz zumachte und in ihre eigene Welt abtauchte. Anders wäre es für sie wohl nicht mehr zu ertragen gewesen. Heute kann ich das alles so beschreiben und sehe klar, was da passiert ist. Damals aber wusste ich nicht, warum sie sich immer mehr zurückzog und sich die Probleme verschlimmerten. Ich habe über Jahre versucht ihr zu helfen, habe diverse Ausbildungen gemacht und Bücher über das Deprivationssyndrom mit entsprechenden Trainingsanleitungen studiert – und wurde doch nicht schlau aus ihr. Sina passte nicht in das Schema, sie passte in kein Schema.
Nun gibt es aber doch ein Happy End, denn ich habe endlich das gefunden, was ich immer gesucht habe, und Sina und ich sind auf einem sehr guten Weg zu neuem Vertrauen. Seit Juni bin ich in der Ausbildung zum Trust-Technique Practitioner und die Fortschritte sind ganz erstaunlich.
Ich liebe meinen Hund und wollte sie nie aufgeben, sie ist zu einem Teil von mir geworden. Dennoch kann ich, aus meinen eigenen Erfahrungen, jeden verstehen, der an dieser Aufgabe verzweifelt. Dass man in der Hundeschule oder mit einem Hundetrainer mit so einem Hund nicht weiterkommt ist wohl klar. Aber es gibt Hilfe. Auch in Deutschland gibt es Trust Technique Practitioners. Es ist eine Technik (ich mag den Ausdruck nicht aber mangels Alternativen…), die, vereinfacht ausgedrückt, das Vertrauen fördert in sich selbst und zueinander, die alte Denkmuster und Blockaden auflöst und Hund und Mensch ins Gleichgewicht bringt. So entsteht die nötige Ruhe und Gelassenheit, um Dinge und Situationen neu zu beurteilen, ein Selbst-Lernen findet statt. Sina jedenfalls findet es toll, dass wir jetzt auf diesem Weg sind und ich bin darüber nicht nur froh sondern überglücklich.